Treasure

For the Sculptura in the svedish town of Falkenberg in 2002 I chose a torn down watchtower of the former castle as location for a site specific installation. The historical place that was built to protect the community against intruders lost its meaning. The watchtower, formerly a place to overlook the site was just a square cavern in the ground. I saw that people were using this place to throw in their trash.

I installed a lightbox inside of it. The image printed on the screen was a photoshopped satellite image of the world. So I inverted the view of the watchtower and at the same time gave the place a new meaning. If it gets dark, there is a gentle blue glow illuminating the surroundings of the hole, like a treasure that has to be discovered….

Semantiken des Territorialen:

zur Foto-Installation Treasure

Im Rahmen von Sculptura 02  International Art in Public Spaces lud die südschwedische Gemeinde Falkenberg von Mai bis September 2002 ein, ihren Ort zum Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzungen zu machen. Jutta Strohmaier realisierte dafür in der Borgen Falkenberg die Foto-Installation Treasure. Bei der Borgen handelt es sich um eine bereits 1434 niedergerissene Befestigungsanlage; 1886 schliff man die verbliebene Ruine noch um ein weiteres Stück, um der Eisenbahn den Weg zum nahen Hafen zu bahnen. Soziokulturelle Umwälzungen haben die ursprünglich der Anlage eingeschriebene Primärfunktion einer Raumkontrolle längst hinfällig gemacht. Von der gegenwärtigen Marginalisierung dieses Orts im kollektiven Gedächtnis der GemeindebewohnerInnen zeugt seine schwache Bedeutungs-Besetzung: Weder hat er eine Umwidmung zu einem ästhetisch-touristischen Gelände erfahren, noch stieg er zu einem Ort ritueller Erinnerung – einschließlich der Habilitierung des Restgemäuers zu einem Monument – auf.

Diesen Umstand griff Strohmaier auf: Innerhalb der Ruine liegt ein verwittertes, von Grün bereits überwuchertes Geviert von nahezu sechs Metern im Quadrat und vier Metern Tiefe. In es hat die Künstlerin ein in einem Leuchtkasten montiertes Satellitenbild eingesenkt. Präziser gesagt ist es ein von ihr erneut abfotografiertes Satellitenbild, das die Erde, vom Weltall aus aufgenommen, zeigt. Dieses dem militärisch-industriellen Komplex aus den Zeiten des Kalten Kriegs entsprungene Produkt, entstanden durch Verschaltungen von Telekommunikation, Raumfahrt- und Computertechnik, verkörpert eine forcierte Technik räumlicher Kontrolle, einen unbestritten privilegierten point of view (obgleich seit einigen Jahren der demokratisierte Zugang zu Satelliten gefordert wird und ein Markt für zivile Spin-offs keimt). Jede (Kommunikations)technik erzeugt sein spezifisches Territorium, das sie zu beherrschen vermag. Die panoptische Satellitentechnik hebt Randregionen auf und verabschiedet damit das soziale Kräftespiel von Zentrum und Peripherie zugunsten einer zeitgemäß(er)en Machtkonstellation. Das von Satelliten gelieferte Bild kondensiert als Superzeichen eine Idee vom Ganzen, das (wieder) ins Blickfeld genommen wird: geografisch, meteorologisch, ökologisch, kommunikativ, militärisch. Strohmaier demaskiert, verbunden mit der Ermächtigungsstrategie, die im Abfotografieren liegt, die Ikone „Mutter Erde“ indes durch das Photoshop-bearbeitete Blow-up und deren randständige Situierung in der Borgen.

Die Installation Treasure verhandelt die gesellschaftliche Produktion von Raum, indem sie zwei differente territoriale Ordnungen – Lokales (Ruine) und Globales (die Erde, genauer deren Repräsentation) – zueinander in Stellung bringt. Mit diesem Eingriff rückt die Künstlerin den auch phonetisch angedeuteten lokalen „Abfall“ Borgen Falkenberg – nun zum „Schatz“ gewandelt – wieder in den Sinn der Ortsansässigen ein.

Michael Ponstingl


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